Rententour

Abkürzungen und Begriffe, die Ihnen unbekannt sind, können Sie
im  “Wörterbuch für Funker-Chinesisch” nachschlagen.

Der Reisebericht erscheint in gekürzter Form als Artikel im “funkamateur”

Wieder einmal stand ein denkwürdiges Ereignis ins Haus, das es zu feiern galt: mein 65. Geburtstag im November 2011. Und wie wir das in den letzten Jahren immer gehalten hatten, gab es dafür nur ein Ziel – die Karibik.

Als im Januar die Planungsphase begann, waren die Niederländischen Antillen, die gerade einen neuen DXCC-Status erhalten hatten, mein Wunschziel Nummer 1. Die ABC-Inseln und Sint Maarten fielen auf Grund ihres Massentourismus durch mein Raster. Blieben also Saba (PJ6) und Sint Eustatius (PJ5). Mein Ziel, PJ6 zu aktivieren wurde durch den vehementen Einspruch meiner XYLErika, die bei Google Earth und diversen Webseiten keinerlei Hinweise auf vorhandene Strände fand, hinweggefegt. Eine eingehendere Untersuchung ergab, dass die 13km² große Insel Saba tatsächlich nicht gerade als Badeparadies anzusehen war. Also, um auch meiner XYL die Möglichkeit zu geben, drei Wochen auf einer solch kleinen Insel zu „überleben“, schwenkte ich auf Sint Eustatius um, die mit 21 km² ebenfalls recht überschaubar war und über ein paar, wenn auch nur „angedeutete“ Strände verfügt. Der größte Strand liegt auf der Atlantikseite der Insel und ist wegen der starken Unterströmung nicht einmal für gute Schwimmer geeignet. Blieben also zwei etwa höchstens 50m lange Strände auf der Karibikseite in Oranjestad, der „Hauptstadt“ der Insel. Das „überzeugte“ meine XYL. Schließlich war es ja meine „Retirement“-Tour und das Versprechen, dass sie das nächste Karibik-Ziel aussuchen dürfe, machte ihr die Entscheidung noch leichter.

Das war also geklärt. Blieb noch die Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Ein nicht gerade leichtes Unterfangen. Statia, wie Sint Eustatius liebevoll von den Einheimischen genannt wird, wird als eines der letzten Reiseziele mit ursprünglichem karibischem Charme beworben. Große Hotels sucht man hier vergebens, selbst kleine Hotels oder Gästehäuser sind nicht gerade dicht gesät. Die meisten der knapp 10 Hotels bzw. Gästehäuser fielen bereits auf Grund ihrer Lage aus. Entweder lagen sie in der Unterstadt unmittelbar vor einer etwa 30m hohen senkrechten Steilküste  in Senderichtung EU oder auf der falschen Seite des „Quill“, eines 601m hohen Vulkans. Nur ein Hotel erfüllte meine Wünsche einigermaßen, das „Country Inn“. Leider ließ sich mit der Beschreibung auf Statias offizieller Webseite - „Located at Concordia with a beautiful view of Zeelandia Bay. Nestled within a beautiful tropical garden are six fine air-conditioned rooms with radio, alarm clock and cable TV. Lunch and supper served upon request.“ - nicht wirklich viel anfangen. Keine Anschrift, kein Hinweis auf die genaue Lage, keine Email-Adresse. Blieb mir nur ein Anruf. Ich erklärte der Besitzerin des „Country Inn“, dass ich Funkamateur sei und gern von ihrem Hotel aus für drei Wochen mit Funkanlage und zwei Vertikalantennen Betrieb machen möchte. Sie stimmte sofort zu und bejahte meine Frage, ob genügend Platz für die Antennen vorhanden sei. Bei Google Earth war die Zeelandia Bay schnell gefunden und mit dem „beautiful view“ kamen für mich nur ein paar frei stehende Gebäude in Frage. Wir buchten daraufhin das „Country Inn“.

Die Flüge buchen wir bei „Continental Airlines“. Weniger der Umständlichkeit halber, mit der man ans Reiseziel gelangt, als der Möglichkeit, bei relativ geringen Ticketpreisen recht große Mengen Gepäck zu transportieren. Pro Person werden zwei Gepäckstücke á 23kg (für das zweite wird eine Gebühr von 50 $ erhoben), ein Handgepäckstück á 18kg und ein persönliches kleineres Gepäckstück, also eine Laptoptasche oder eine Handtasche, befördert. Das reicht in unserem Fall auch absolut aus. Mit der HF9VX und den 10- und 15-Meter-Glasfibermasten haben wir dann auch das zweite Gepäckstück mit ca. 12 kg. Bei den sonst fälligen etwa 300€ für Übergepäck ein wahres Schnäppchen.

Auf dem SPDXC-Meeting  Anfang Oktober in Jastrzebia Gora treffen wir Wlodek, SP6EQZ, der mit Janusz, SP6IXF, im November 2010 bereits von PJ5 aus QRV war. Wir fachsimpeln ein Weilchen über Statia und dabei stellt sich heraus, dass sie von Mitte Oktober bis Anfang November, also unmittelbar vor unserem Urlaubsbeginn, eine weitere DXpedition nach Statia unternehmen werden. Im Scherz bitte ich ihn, mir auch noch ein wenig Arbeit zu lassen. Natürlich weiß ich, dass es genug zu tun geben wird, zumal sich in den Logs vieler OM nach bisher nicht einmal 10 PJ5/6-Aktivierungen noch genügend „weiße Stellen“ befinden werden.

Anfang November. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Alles „spielt“, nur WriteLog will mit dem neuen MicroHam Digi Keyer II im RTTY-Mode nicht zusammenarbeiten. Ich habe zu wenig Zeit, mich noch eingehend damit zu beschäftigen. Da N1MM-Logger weniger Probleme damit hat, nutze ich eben diese Software eine Weile im Testbetrieb. Bis auf ein paar Tücken mit der Doppelbelegung der Funktionstasten – Running- und S/P-Mode - läuft alles.

11.11.11: unser erster Urlaubstag und gleichzeitig mein erster Tag als Rentner.

Am späten Nachmittag ist alles verpackt und das Taxi zum Flugplatz für den nächsten Morgen bestellt.

Unser Flug wird uns über Newark/NJ, wo wir übernachten müssen, nach Sint Maarten führen. Dort wechseln wir in einen „Inselhopper“ der „Win-Air“, der uns in 17minütigen Flug nach Statia bringen wird. Wenn wir dort landen, werden wir geschlagene 32 Stunden unterwegs gewesen sein.

Unser Flug nach Newark verläuft problemlos. Am Flughafen erwartet uns Jorge, HK3JJH’s Sohn, mit seiner Familie. Nach ihrem Besuch bei uns in Berlin vor drei Jahren freuen sie sich riesig, uns wieder zu sehen. Wir haben den ganzen Nachmittag und Abend für eine ausgedehnte Sightseeing-Tour durch New York und übernachten bei ihnen. Am nächsten Morgen um 05:00 Uhr bringt uns Jorge zum Flughafen.
Gegen 08:00 Uhr startet unsere Maschine nach Sint Maarten, wo wir 13:00 Uhr landen und knapp anderthalb Stunden zum Umsteigen nach Statia haben. Mir bleibt nach dem kurzen Flug also noch genügend Zeit für den Antennenbau bei Tageslicht.

Das am Flughafen angeheuerte Taxi bringt uns für sage und schreibe 14 US$ zum etwa 500m entfernten „Country Inn“, das sich mitten in Concordia, einem kleinen Dorf in der Inselmitte, befindet. Und hier gibt es auch gleich das erste größere Problem. Ich kann beim besten Willen keinen Platz für meine Antennen erkennen. Vor unserem Hotelzimmer befindet sich ein etwa 20m langer aber nur 1 (in Worten: EIN) Meter breiter Streifen bis zum Zaun, der das Hotelgelände vom Nachbargrundstück abgrenzt, der zudem noch mit einer Reihe etwa 4 Meter hoher Palmen bestückt ist. Auf meine entsetzten Blicke hin zeigt uns die Besitzerin den „beautiful tropical garden“, der etwa 10 x 10m groß ist und dicht mit Palmen und Laubbäumen bewachsen ist. Die HF9VX wäre an keiner Stelle aus der Horizontalen in die Vertikale zu bugsieren. Zudem befindet sich das Wohnhaus der Hotelbesitzerin genau in Senderichtung Europa.

Ich mache ihr klar, dass wir uns wohl um eine andere Bleibe auf der Insel bemühen müssten.

Mein Blick schweift herum und bleibt im Nachbar-Grundstück hängen. Ebenfalls nicht gerade üppig groß aber mit geschätzten 600 m² doch genug Platz für meine Antennen bietend. Errol, unser Nachbar, erklärt sich ohne Umschweife bereit, seinen Garten zur Verfügung zu stellen. Er ist, wie sich später herausstellt, ebenfalls lizenzierter Funkamateur, hat aber nie einen Sender besessen und war nie QRV.

Ich atme tief durch. Die Panik läßt langsam nach.
Auf dem Holzpodest vor den Hotelzimmern montiere ich meine HF9VX. Dabei rutscht mir meine Brille vom Kopf. Der Steg meiner rahmenlosen Brille reißt aus dem linken Glas.

Auch das noch! Einen Optiker gibt es nur in Sint Maarten. Ich kann sie zwar notdürftig reparieren, aber der feste Halt ist hin. Glücklicherweise habe ich fürs Funken noch eine Ersatz-Lesebrille mit.

Errol beobachtet interessiert, wie ich seinen Garten mit meiner Butternut HF9VX, deren Abspannungen und den Radials „verziere“. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit blinkt die Antenne in der Abendsonne. Die „Inverted L“ für 160m bleibt vorläufig außen vor, da ich keine richtige Möglichkeit zum Aufbau finde. In alle Richtungen zu wenig Platz.

Beim anschließenden Aufbau der Station stelle ich mit Entsetzen fest, dass ich das Anschlusskabel für das Schaltnetzteil nirgends finden kann. Das liegt wohl noch im Shack daheim. Ist das schon das erste Anzeichen einsetzender Demenz? Wo bekommt man in der Karibik ein Kabel mit Schuko- und Kaltgerätestecker?! Ich demontiere die Netzbuchse des Schaltnetzteils und stelle mit Befriedigung fest, dass die Buchse über Steckschuhe angeschlossen ist. Schnell ist ein Stück Kabel gefunden, das sich als Verbindung zwischen Buchse und Steckdosenleiste eignet. Gerettet!

Mittlerweile ist es 19:00 Uhr und stockdunkel. Ich kann also noch etwa eine Stunde am WAE RTTY teilnehmen und ein paar Multis verteilen. Kaum sitze ich vor der Station und sende gerade das erste CQ, da wird es finster um uns herum. Mein Verdacht, dass die 400 Watt meiner Endstufe zu viel für das Hausnetz waren, verfliegt, als ich feststelle, dass das ganze Viertel im Dunkeln liegt. Mir fällt zwar sofort der Vergleich mit dem Flügelschlag eines Schmetterlings ein, der einen Orkan auslösen könnte, aber mit etwa 400 Watt Leistung eine ganze Insel lahm zu legen, erscheint mir doch etwas zu abwegig.

Drei Minuten vor Contestende gibt es wieder Strom. Es reicht gerade noch für ein QSO mit VE3EK um 23:59z.

Das 110-V-Netz scheint jedoch nicht sehr stabil zu sein, denn das Licht flackert im Rhythmus der CW-Tastung als dimme man eine 60W-Glühlampe auf 25W. Meine XYL stellt jedoch fest, dass es sich nur um die Beleuchtung unseres Zimmers handelt, die anderen Hotelgäste werden also nicht behelligt.

Ich starte mein erstes Pileup am 14.11. um 00:10z auf 40m. Es geht sehr schleppend los. Nach einer Stunde logge ich QSO Nummer 25, nach drei Stunden QSO 210. Etwas frustriert lege mich erst einmal hin, um ein wenig Schlaf nachzuholen. Am frühen Vormittag (13:30z) rufe ich auf dem völlig ausgestorben scheinenden 12m-Band CQ. Bereits nach dem ersten CQ meldet sich RA7A mit ordentlichem Signal. Es bedarf nur weniger CQ’s, dann läuft es wie von selbst bis 17:30z.

Als das 12m-Band zu geht, unternehmen wir einen ersten Spaziergang nach Oranjestad, bei dem wir feststellen, dass wir wohl die einzigen Fußgänger auf der Insel sind. Alle anderen sind im Auto unterwegs. Selbst kürzeste Wege scheut man zu Fuß. Wer läuft, outet sich als Tourist oder „armes Schwein“.

In Oranjestad gibt es einiges zu sehen, Fort Oranje, ein paar sehr hübsche, karibisch bunte Häuschen und alte Gemäuer, die auf die recht bewegte Geschichte St. Eustatius‘ hindeuten und in der Unterstadt zwei dunkelgraue Strände.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir zurück, rechtzeitig für die Öffnung nach JA auf den höheren Bändern. Auf 12m schaffen es die ersten etwa 80 JA-Stationen ins Log. Es herrscht großer Andrang. Aber das Zeitfenster ist sehr knapp bemessen. Nach einer guten Stunde ist alles vorbei und ich konzentriere mich auf das 40m-Band für EU.

Der erste Tag endet mit 940 QSOs. Nach dem verhaltenen Auftakt nicht eben schlecht.

Die nächsten Tage laufen nach ungefähr demselben Schema ab. Aufstehen um 01:00 (05:00z) - Lowbands für EU bis gegen 04:00, ein kurzes Nickerchen bis zum Wecksignal  um 05:00 Uhr, JA auf 40m und 30m für knapp 2 Stunden, danach Highbands für EU bis kurz nach Mittag. Meine XYL macht sich gegen 10:00 Uhr auf den Weg zum Strand und nimmt mir das Versprechen ab, ihr spätestens 13:30 Uhr zu folgen. Das klappt auch prima, da zu dieser Zeit kaum noch etwas geht. Nach unserer Rückkehr gegen 18:00 Uhr
Highbands für JA und Fernost/Ozeanien. Evtl. noch EU auf 30m und 40m, dann drei bis höchstens vier Stunden Schlaf und alles von vorn.

Am dritten Abend geht meine XYL auf die Barrikaden, weil das Lesen bei diesem Flackerlicht – wie ich zugeben muss - alles andere als ein Vergnügen für sie ist. Aber selbst mit 100W flackert das Licht noch deutlich wahrnehmbar. Da kommt mir die rettende Idee – vielleicht läuft die Klimaanlage auf 220V und hängt an einem anderen Stromkreis, wie vielerorts in der Karibik üblich. Und so ist es. Ich stelle meine Technik auf 220V um und nutze die Steckdose für mich. Damit wird es tagsüber aber recht warm im Zimmer. Kurze Sendepausen nutzen wir dann zum Abkühlen. Nur gut, dass wir Hitze viel besser vertragen als Kälte. Nachts lassen wir die Klimaanlage ohnehin nie laufen.

Am Freitag besteigen wir den 601m hohen Vulkan „The Quill“, der das Wahrzeichen von St. Eustatius und von fast jeder Stelle der Insel aus zu sehen ist. Der Vulkan brach zum letzten Mal vor 1600 Jahren aus, da wird er wohl die paar Stunden auch noch stillhalten! Der Aufstieg ist ziemlich beschwerlich, vom Abstieg ganz zu schweigen. Meine ohnehin schon lädierten Knie nehmen mir die Anstrengung übel, ich habe ein paar Tage Probleme. Eigentlich wollten wir noch in den Krater steigen, weil sich dort ein üppiger Regenwald befindet. Aber der Guide rät davon ab, da der Weg hinab durch Regenfälle der letzten Nacht sehr rutschig ist.
Von oben bietet sich ein atemberaubender Blick in den Krater, über die Insel und auf Saba im Hintergrund.

Zwei Tauchgänge stehen auch auf meinem Programm. Ich bin in vielen Gegenden der Karibik schon getaucht, aber die Riffe hier stellen alles bisher gesehene in den Schatten.

Das hängt damit zusammen, dass die küstennahen Gewässer als Schutzgebiet deklariert sind und nicht gefischt werden darf. Die Fische und Schildkröten kennen wohl keine Gefahr, so nahe kommt man an sie heran. Die Korallenriffe sind in hervorragendem Zustand und so farbenfroh, dass mir der Mund vor Staunen offen stünde, wäre da nicht der Überlebenswille, der einen das Mundstück des Regulators festhalten lässt. Ich habe noch nie so gigantische Schwämme zu Gesicht bekommen, Lobster von solcher Größe und in solchen Mengen gesehen.

Nach gut einer Woche raffe ich mich endlich auf, die 160m-Antenne zu installieren. Optimale Bedingungen sind etwas anderes. Ich pappe den 15m-Glasfiber-Mast an eine der Palmen vor unserem Zimmer und den ca. 9m hohen zweiten im entlegensten Winkel des Nachbargrundstücks. Der etwa 26m lange horizontale Teil der Inv-L kommt gerade so unter, hängt aber auf Grund fehlender Abspannmöglichkeiten des zweiten Mastes in der Mitte bis auf etwa 5m Höhe durch. Für ein paar QSOs reicht es aber.

Dann kommt das Wochenende des CQWW CW. Ich fahre bis kurz vor Contestbeginn auf 160m QSOs – gute Signale aus EU. Allerdings begehe ich dann den Fehler, den Contest auf 40m zu beginnen, statt auf 160m zu bleiben. Die QSO-Rate auf 160m erscheint mir zu gering. Das rächt sich in der folgenden Nacht. Auf 160m geht so gut wie nichts. Zum einen sind kaum laute Signale aus EU zu hören und die zahllosen USA-Stationen lassen niemanden dazwischen. Es läuft aber recht gut auf den anderen Bändern, selbst auf 10m, wo ich nur etwa 25W auf die Antenne bekomme - bei einem SWR von 3. Ich kann mir nicht erklären, wie das zusammenhängt. Erst beim Abbau der Antenne bemerke ich, dass das obere Element meiner Vertical etwa 20 cm in das darunter liegende Rohr gerutscht ist –  kein Wunder!

Nach dem ersten Tag als PJ5G stehen gut 2500 QSOs zu Buche und ich beende den Contest mit 4342 QSOs – einem neuen persönlichen Rekord - trotz vier Stunden Schlafes. Das Alter fordert eben seinen Tribut.

Das Wetter an diesem Wochenende macht es mir leicht, im Shack zu bleiben. Am Samstag gibt es einen Regenguss, bei dem innerhalb von 30 Minuten 145mm Regen fallen. Meine XYL kommt wie eine gebadete Katze vom nun weggespülten Strand zurück.

Ich versuche, am folgenden Wochenende am 160-m-Contest teilzunehmen, gebe aber nach einigen QSOs auf, das „Gewühl“ ist mir dann doch zu groß. Es findet sich einfach keine freie Stelle. Ich rufe noch ein paar Stationen an und verdrücke mich dann auf die höheren Bänder ohne Contestbetrieb.

Ich versuche mich sogar an SSB, stelle aber aufs Neue fest, dass das nicht meine Betriebsart ist und wird. Ein SSB-Pileup ist für mich wesentlich schwerer zu handhaben als CW oder RTTY. Aber immerhin stehen am Schluss 246 SSB-QSOs neben 17164 CW- und 1795 RTTY-QSOs zu Buche.

Apropos RTTY: ein paar „Schulmeistereien“ zum Schluss muss ich noch loswerden. Mir ist gerade in größeren Pileups aufgefallen, dass viele Stationen sich auf die zuletzt ausgemachte QSO-Stelle stürzen und damit ein heilloses Durcheinander fabrizieren. Rufen 10 oder mehr Stationen auf der gleichen Frequenz, ist es für die DX-Station extrem schwierig, eine einzelne Station auszumachen, es sei denn, man hat so viel Power, dass man alles andere „niederwalzen“ kann oder ein so langes Rufzeichen, dass man noch sendet, wenn alle anderen bereits ihren Durchgang beendet haben. Wenn gegeben wird „up 2 to 10 – spread out“, dann ist es auf jeden Fall besser, sich eine möglichst freie Stelle zu suchen und dort zu rufen, bis die DX-Station einen findet. UND: wer auch dran kommen möchte, sollte sein Rufzeichen mit kurzen Pausen so lange senden, bis er seines auf dem Bildschirm sieht, was nicht heißt, dass man auch dann sendet, wenn die DX-Station eine andere Station arbeitet. Mir ist aber immer wieder untergekommen, dass die Stationen, auf die ich mich gerade abgestimmt habe und nur noch die letzten beiden Buchstaben des Rufzeichens aufschnappen konnte, nach einem Durchgang Schluss machen und ewig warten. Länger als 5-10 Sekunden wartet keine DX-Station auf eine Rufzeichen-Wiederholung - Pech gehabt! Sie dreht dann weiter!!

Am 5.12. geht es mit 19.205 QSOs im Log – ebenfalls einem neuen persönlichen Rekord – zurück ins 30°C kältere, unwirtliche Wetter Berlins.

Den Löwenanteil der QSOs sichern sich naturgemäß mit 4399 QSOs die USA, DL landet mit 2683 auf Platz zwei und JA mit 1547 auf Platz 3 der Rangliste.

Etwa 300 Briefe warten bereits im Postfach. Die ersten Tage daheim habe ich bereits das volle Programm mit der Nachbereitung meiner DXpedition.

Drei Wochen Funken bedeutet im Allgemeinen auch mindestens das fünffache an Aufarbeitungszeit danach. Logs auswerten und übermitteln, QSL-Karten entwerfen, eingehende Post auflisten, Emails beantworten, QSLs ausschreiben etc.

Aber: so wird es einem auch als Rentner nie langweilig!