9. - 30. Mai 2003

Unser QTH Georgioupolis

  Etwas mehr als 10 Jahre nach meinen ersten Gehversuchen auf dem DXpeditions-Parkett als SV9/Y88VO/p zieht es uns wieder einmal nach Kreta. Diesmal bin ich als SV9/DL7VOG/p QRV. Geplant ist auch ein mehrtägiger Abstecher nach Gavdos, das nach den neuen IOTA-Regeln nun zu einer extra IOTA-Gruppe gehört.
  Wir sind wieder - wie bereits vor 10 Jahren - bei unseren alten Gastgebern,  den Papadakis’, in Georgioupolis untergekommen. Wir werden herzlich begrüßt, als wir kurz vor Mittag mit unserem gemieteten, quietschenden Hyundai Atos eintreffen.

Hotel “Athena” Georgioupolis

  Hier hat sich seit unserem letzten Besuch einiges verändert. Georgioupolis hat sich von einem relativ verschlafenen, damals noch als Geheimtipp gehandelten, Fischerdorf zu einem Touristenzentrum gemausert. Das ist vielleicht nicht unbedingt als Vorteil zu werten, wenn man im Urlaub ein ruhiges Plätzchen sucht, aber es gibt einen schönen Strand, viele gute Tavernen und von hier aus kann man auf Grund der zentralen Lage im westlichen Kreta schöne Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung unternehmen. Georgioupolis liegt etwa auf halbem Wege zwischen Chania und Rethimnon, direkt an der nördlichen Küstenstraße.

  Die Papadakis’ haben ein neues Hotel, das “Athena” gebaut, das sich wohltuend von vielen anderen Hotels in Georgioupolis unterscheidet. Keines der Zimmer ist vom Grundriß wie das andere, sie sind geschmackvoll eingerichtet und mit etwa 30 € pro Tag auf jeden Fall erschwinglich. Das Hotel verfügt auch über Apartments für größere Familien. Einige Fotos des Hotels sind in unserem Fotoalbum über Kreta zu finden.

Unsere Gastgeber Joseph, Vasilis und Matina Papadakis

  Natürlich ist der Antennenbau vorrangig. Joseph, der Chef des Hauses, hilft mir dabei. Er bohrt sogar noch ein paar Löcher in die Brüstung auf dem Dach, damit ich die Abspannungen für meine Butternut HF9VX ordentlich befestigen kann.
  Am frühen Nachmittag fahre ich die ersten QSOs. Es läuft wie geschmiert. Was mich etwas irritiert, ist, dass man selbst als SV9 noch recht gute Pileups ziehen kann, obwohl eigentlich kaum jemand SV9 noch ernsthaft suchen dürfte. Mir soll es aber Recht sein.
  Tagsüber sind wir unterwegs in der wunderschönen Umgebung, die im Mai nur so von Blumen und blühenden Sträuchern überquillt. Ganz Kreta gleicht jetzt einem riesigen Steingarten.
Und abends geht es nach einem Tavernenbesuch oder einem Plausch mit den Papadakis’ am Pool ans Funkgerät.
Die drei Wochenenden sind mit Contests ausgebucht. Am ersten Wochenende findet der Volta RTTY Contest statt, den ich mit 450 QSOs abschließe. Das zweite Wochenende ist mit dem Anatolian RTTY Contest ausgefüllt (358 QSOs). Hier kann ich allerdings auf

Ewe, SM7BHM, bei uns zu Gast im “Athena”

Grund der Tatsache, dass wir am nächsten Morgen sehr früh nach Paleochora aufbrechen müssen, um unsere Fähre nach Gavdos um 08.00 Uhr zu erwischen, nicht über die volle Zeit teilnehmen. Die Antenne muß noch vor Anbruch der Dunkelheit vom Dach. Am dritten Wochenende findet der WPX CW statt. 1215 QSOs sind die Ausbeute. Die Ausbreitungsbedingungen sind nicht eben als außerordentlich gut einzuschätzen. Aber schließlich haben die anderen die gleichen Probleme. Mein Rufzeichen SV9/DL7VOG/p ist  auf Grund seiner Länge nicht gerade für Contests geeignet, hilft aber hin und wieder bei Anrufen in den Pileups. Viele Stationen kommen mit “/p ?” zurück - hat also alles auch sein Gutes!
  Im ersten RTTY-Contest kündigt sich mein schwedischer Freund Ewe, SM7BHM, mit dem ich bereits ungezählte Contest-QSOs hatte, zu einem Besuch an. Er will mit seiner XYL in der Nähe von Chania Urlaub machen. Ein Sked ist schnell arrangiert. Wir sehen uns das erste Mal persönlich und haben uns eine Menge zu erzählen. Der Nachmittag vergeht wie im Flug.

  Am Montag, dem 19.5.2003 starten wir morgens um 05.00 Uhr zu einem 4tägigen (Funk-)Ausflug nach Gavdos Island. Eigentlich wollten wir erst gegen Ende unseres Urlaubs dort hin, aber wir erfuhren, dass die zwischen Kreta und Gavdos verkehrende Fähre bei hohem Wellengang nicht ausläuft und man durchaus einige Tage auf der Insel sitzen bleiben könnte. Es sollen sich dort schon regelrechte Dramen wegen verpasster Flugzeug-Anschlüsse abgespielt haben.
Die Taverne “Metoxi”, die ich als QTH ausgesucht hatte und von wo aus bereits die italienische Crew während der Erstaktivierung gearbeitet hatte, öffnet erst am 25. Mai - Fehlanzeige. Der Inhaber gibt mir aber die Telefonnummer des “Estiatorio Litsa”, einem kleinen Hotel am Fährhafen. Da es auf der Insel keine zentrale Stromversorgung gibt, ist man also auf die privaten Möglichkeiten angewiesen. Das Hotel verfügt nach Auskunft seiner Besitzer über eine Solaranlage und einen größeren Generator.

Auf nach Gavdos

  Für die Strecke Paleochora - Gavdos braucht unsere Fähre “Sophia 2” vier Stunden. Wir haben Glück, die See ist fast spiegelglatt. Wir bekommen sogar ein paar Delfine zu sehen, wenn auch nur aus ziemlicher Entfernung. Als wir in Karave, dem Fährhafen von Gavdos eintreffen, scheint die ganze Insel dort versammelt zu sein. Ein emsiges Treiben setzt ein, sobald die Fähre angelegt hat. Baumaterialien werden umgeladen, mitgebrachte Lebensmittel verstaut, ein paar versprengte Touristen, die ins Blaue gefahren sind, werden von den Einheimischen aufgelesen und über die Insel verteilt.
Unser Hotel erweist sich als akzeptabel, zumal gleich ein Restaurant mit angeschlossen ist.
Zugegeben, die Lage ist alles andere als vielversprechend in puncto DX. In Richtung Europa blockiert ein steiler, wenn auch nicht besonders hoher Berghang die freie Sicht. Ich installiere ein wenig lustlos meine HF9VX auf dem Hoteldach.
Immerhin versprechen die aus dem Dach herausragenden Armierungseisen ein recht gutes Gegengewicht.

Karave - Estiatorio “Litsa”

  Leider erweist sich die Solaranlage aus dem Jahre 1986 schon bald als Elektronikschrott.
Bei ersten Abstimmversuchen bricht bereits ab 20W Ausgangsleistung alles zusammen.
Jetzt heißt es auf den Generator warten, den der Besitzer verständlicherweise wegen Dieselknappheit und Angst vor Ausfällen nur zwei Mal am Tag für ein paar Stunden einschaltet. Für mich startet er ihn am ersten Abend zwei Stunden früher. Danach muß ich mich an seine Regeln halten.
So bleiben mir nur etwa 12 Stunden Betriebszeit in den reichlich drei Tagen. Die schlechten, fast schon miserabel zu nennenden Ausbreitungsbedingungen tun ein übriges. Einigermaßen vernünftige Bedingungen stellen sich erst nach Einbruch der Dunkelheit ein. Endlose CQ-Rufe am späten Nachmittag auf 20m vergällen mir den Spaß schon ein wenig, aber die Pileups auf 30m und 40m nach Sonnenuntergang versöhnen mich dann doch wieder. Schließlich stehen etwa 1200 QSOs in meinem Gavdos-Log.
  Die Tage verbringen wir mit ausgedehnten Wanderungen.
Man kann durchaus viele Kilometer unterwegs sein, ohne dass man einer Menschenseele begegnet. Die Insel ist nur dünn besiedelt.
Die rund 50 Quadratkilometer teilen sich etwa 30 Leute und hin und wieder ein paar Touristen. Nur in den Sommermonaten ist hier mehr los.

Tripiti - Der südlichste Punkt Europas

Natürlich gehört auch ein Besuch des südlichsten Punktes Europas, “Tripiti”, dazu. Immerhin ein etwa 18-km-Marsch in brütender Hitze.
Schatten gibt es unterwegs kaum. In den Schutzhütten der Viehhirten ist es durch die fehlende Meeres-Brise so heiß, dass einem sofort der Schweiss aus allen Poren perlt.
  Wir müssen uns schließlich sogar noch das mitgenommene Wasser einteilen. Das erste “Amstel”-Pils nach unserer Rückkehr verdampft irgendwo zwischen Gurgel und Magen !!!
  Am Donnerstag gegen 14 Uhr geht die Fähre zurück nach Paleochora. Die See ist diesmal etwas bewegter. Ein paar Passagiere verschwinden auffallend oft auf der Toilette. Gut vier Stunden später ist alles überstanden. Wir essen am Hafen von Paleaochora noch ausgezeichnet zu Abend bevor wir uns auf den Weg nach Georgioupolis machen.
  Die Fahrt durch’s Gebirge ist fantastisch. Wir haben jetzt mehr Zeit als auf der Hinfahrt vor vier Tagen, die Schönheit der Berge, Schluchten, Dörfer, Olivenhaine und und und ... auf uns wirken zu lassen.
  Unsere Gastgeber sind erstaunt, dass wir so von Gavdos schwärmen. Sie hatten uns davon abgeraten. Dort sei “der Hund begraben”, meinten sie.

  Wir sind in den letzten Tagen auf Kreta noch viel unterwegs, genießen die vorzügliche Küche und kaufen für unsere Freunde noch ein paar Mitbringsel.
Zum Baden können wir uns beide nicht durchringen. Wir sind durch die Wassertemperaturen in der Karibik wohl zu sehr verweichlicht. Wir kämen uns bei nur 16-18°C  Wassertemperatur vor wie Eisbader.
Wir waren nur auf Gavdos zwei Mal während langer Wanderungen zur Abkühlung im Wasser.

  Am 30. Mai geht es zurück nach Berlin.
Das Durcheinander auf dem Flugplatz Heraklion ist gewaltig. Das Flughafengebäude ist dem Touristen-Ansturm kaum gewachsen. Wir lassen uns aber von der allgemeinen Hektik nicht anstecken, um nicht gleich den Erholungswert unserer schönen Reise auf’s Spiel zu setzen.